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spannend und manchmal herausfordernd ist das Miteinander mit den Bewohnern von Sri Lanka.

Die Mehrzahl der Bevölkerung sind Buddhisten, anteilsmäßig folgend Moslems, Christen und Hindus (wie mir von Einheimischen erzählt wurde, Stand Jänner 2020). So wie jede Glaubensrichtung ihre eigenen Lebensregeln vorschreibt, ist natürlich jeder Mensch per se eine einmalige Persönlichkeit.

Ehrlich zugegeben, ist das Verfassen dieses Artikels eine außergewöhnliche Herausforderung für mich,

umso mehr liegt er mir gleichzeitig am Herzen. Alles, was ich in meinen blog-Beiträgen veröffentliche, beruht auf meiner persönlichen Meinung und entspricht meinen individuellen Empfindungen und Erfahrungen. Habe ich das Recht, auch von meinen Wahrnehmungen bezüglich Menschen zu schreiben? Und sie damit zu bewerten?

Dennoch entstehen vor allem im menschlichen Miteinander automatisch unterschiedlichste Gedanken und Emotionen.
Ein natürlicher Prozess also ….

Ich habe mich für diesen Artikel entschieden, weil es nun mal die sozialen Kontakte und Verbindungen sind, die unser aller Leben schön, abwechslungsreich, spannend, lehrreich und besonders lebenswert machen. Beinahe überall zu sehen sind betende Menschen. Ihre jeweilige Religion und die aktive, hingebungsvolle Ausübung derselben hat für die Singhalesen oberste Priorität. Und diese ist an keine Tageszeit gebunden. Besonders schön ist es für mich, im Tempel Menschen zu begegnen, die in tiefer Versunkenheit mit kleinsten Lippenbewegungen ihre Gebete sprechen. Sie strahlen in diesen speziellen Momenten tiefer innerer Einkehr eine ganz besondere Würde aus. Wunderschöne Stille, die die Zeit erfüllt.

Immer, wenn ich Personen fotografieren möchte, erfrage ich vorher ihr Einverständnis.

Meiner Erfahrung nach haben die Singhalesen große Freude daran. So durfte ich schon viele einzigartige und menschliche Momente bildhaft festhalten. Ausdrücke, die nie mehr wiederkommen. Eindrücke, die für ewig bleiben. So zB ein Mann, der Allerlei auf einem Markt verkauft. Mit Würde seinen Hut tragend. Fröhlich grinsend, auch wenn sein Lachen von keinem perfekten Gebiss unterstrichen wird. Ein König könnte stolzer nicht sein.

Der Singhalese liebt die Gemütlichkeit.

„Warum jetzt und gleich, wenn es später mindest ebenso gut erledigt werden kann?“ Die Menschen auf Sri Lanka ergreifen (und nutzen ausgiebigst) jede sich nur bietende Möglichkeit für ein gemütliches Beisammensein. Sie sind allzeit bereit für Unterhaltung und Geselligkeit. Sie erkennen keine Notwendigkeit für Eile….

Vorsichtig formuliert behaupte ich, dass sie „Arbeit, Einsatz und Engagement“ nicht erfunden haben. Ich habe Gespräche mit Einheimischen geführt, die über ihre eigenen Landsleute sagen, dass u.a. die Lethargie der Bevölkerung schuld an der aktuellen Lebenssituation auf Sri Lanka ist. Wären die Menschen allgemein aktiver und engagierter, könnte man wahrscheinlich überall etwas mehr Fortschritt und Wachstum beobachten.

Viele Frauen sind traditionell gekleidet und tragen auch tagsüber ihre Saris.

Wunderschöne Stoffe, die bis zu 30m lang sein können und die in einer speziellen Technik kunstvoll um den Körper gewickelt werden. Aus manchen Unterhaltungen mit Singhalesen weiß ich, dass Herren es sehr mögen, wenn Frauen diese Tradition am Leben erhalten. Für die Männer ist es der ebenso farbenprächtige (fast bodenlange) Sarong, der statt Hosen – vor allem in den Abendstunden – sehr gerne getragen wird.

Besonders interessant ist es für mich, Menschen bei ihrer Arbeit zuzusehen.

Speziell handwerkliche Tätigkeiten wie Holzschnitzer (sehr oft Mahagoni-Holz oder Holz vom Zimt-Baum),
Schuster und Silberschmiede sind ausschließlich den Männern vorbehalten.

Eine herzliche Freundschaft hat sich in den vergangenen 3 Jahren mit Laki, dem Tätowierer meines absoluten Vertrauens, entwickelt.

Ich kenne und schätze seine Mutter, seinen leider viel zu früh verstorbenen Vater, seine Frau und seine beiden Kinder. Laki wohnt mit seiner Familie in einem wunderschön gelegenen kleinen Haus. An einem Platz auf einem Hügel, mit traumhaftem Ausblick, umgeben von der ursprünglichsten exotischen Natur, die ich je gesehen habe.

Ich liebe Trommel-Musik

(die auch auf Sri Lanka eine wichtige Bedeutung und lange Tradition hat). Als ich einen Musikanten fragte, ob er mir das Trommeln beibringen würde, war er völlig entsetzt …. Denn das Musizieren ist ausschließlich den Männern vorbehalten, zumindest wenn es sich um Auftritte bei traditionellen Festivitäten handelt. In Hotels allerdings habe ich schon im Vorbeigehen die eine oder andere Hochzeit gesehen, auf der auch „gemischte Bands“ gespielt haben.

Einmal hatte ich das Vergnügen, eine ältere Dame kennen zu lernen und zu fotografieren,

die in ihrer ganzen optischen Schönheit und faszinierenden Ausstrahlung im Sari gekleidet am Klöppeltisch saß und dieses alte Handwerk mit einer Freude und Präzision ausübte. Diese Begegnung und beeindruckende Unterhaltung (in einem fast perfekten Englisch ihrerseits) sind mir heute immer noch eine Ehre.

Eines Nachmittages, als ich gemütlich mit meinem Buch auf meiner Terrasse lag,

wurde ich vom Personal gebeten, in mein Zimmer zu gehen und alle Türen und Fenster zu schließen.
„Why?“
„Because mosquito man is coming“
„Okay!“

Große Fragezeichen in meinen Augen…. Ich ging natürlich nicht in mein Zimmer und wollte den Grund für die Aufregung wissen. Bis kurze Zeit später ein Mann mit einer Gasmaske vor mir auftauchte. In seiner Hand eine Art „Feuerlöscher“, mit dem er im ganzen Resort ein Gift gegen Gelsen und Geckos versprühte.
Und wie rasch ich in meinem Zimmer war!

In Wahrheit ist es ohne Bedeutung, in welchem Kontext ich diesen vielen unterschiedlichen Menschen begegnet bin.

Tatsache ist, dass jeder von uns überall auf der Welt vom Anderen lernen kann. Durch Begegnungen und Gespräche können wir uns weiter entwickeln. Wir können eine andere Sicht der Dinge erfahren, die uns bereichert. Ein offenes Herz und Unvoreingenommenheit erweitern unseren geistigen und emotionalen Horizont und helfen uns, Andere (noch besser) zu verstehen.

Hierzu passend eine Textzeile aus dem wunderschönen Lied „Ich gehör` nur mir“/ aus dem Musical „Elisabeth“:
„….könntest Du nur einmal durch meine Augen seh`n, würdest Du mich niemals missverstehen ….“