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erfüllen weltweit denselben Zweck, und dennoch sind sie so verschieden.

Häuser, die Menschen beherbergen. Worin Menschen ihr Zuhause finden.

Im klassischen Sinne denken wir an Mauern, an ein Dach, an Fenster und Türen. Doch sie sind so Vieles mehr. Sie sind weiters ein Ausdruck der darin lebenden Persönlichkeiten, des regionalen Gesamtbildes und nicht zuletzt natürlich auch der individuellen Lebensumstände.

Selten zuvor habe ich so bunte Hausfassaden gesehen wie auf Sri Lanka. Viele Farben reihen sich an einander, als würden sie wetteifern, welche die prächtigste unter ihnen ist.

Abgesehen von der ohnehin sehr üppigen Flora auf Sri Lanka

ist es den Singhalesen eine besondere Freude, zusätzlich in ihren Gärten ein Paradies aus diversen Blumentöpfen, Orchideen, Mango- und Bananenbäumen, Frangipanis und Lilien zu gestalten. All diese Naturschönheiten geben den bunten Häusern einen würdigen Rahmen.

Eines Tages habe ich während eines Spazierganges eine

-zig Meter lange Mauer rund um ein riesiges Grundstück entdeckt. Gestrichen in einem unübersehbaren Apfelgrün. Ich kam im perfekten Moment vorbei. Ein Augenblick, in dem die Sonne auf Palmwedel traf und sich ein so hübsches Schattenspiel auf der apfelgrünen Mauer abzeichnete. Hin- und herbewegt durch einen sanften Windhauch. Wunderschön anzusehen. Für eine Theaterkulisse könnte es perfekter nicht inszeniert sein.

Besonders gerne fotografiere ich auch Türen, Fenster und Hausmauern,

die durchaus auch sehr beschädigt ihren ganz eigenen Charme zeigen. Sie haben allesamt für mich etwas Geheimnisvolles. Was erwartet mich hinter einer Tür, würde ich eintreten? Was sehe ich in dem Haus, würde ich durch das Fenster nach innen blicken?

Als Antwort auf meine Fragen käme viel Unterschiedliches.

Und jede einzelne Geschichte wird von Menschen gelebt. Es ist tatsächlich so, dass die Häuser (in den ländlichen Gegenden) auf Sri Lanka vergleichsweise wenige bzw. gar keine Fenster haben. Unwissend habe ich es mir immer so erklärt, dass dies wahrscheinlich der beste Schutz gegen die tropische Hitze sei. Bis ich erfahren habe, dass beim Hausbau oftmals das Geld für Fenster fehlt.

Heutzutage werden diese aber step by step nachträglich eingebaut.

Meist von den herangewachsenen Söhnen, die auch nach ihrer Heirat traditionellerweise im Elternhaus wohnen bleiben, während die Töchter ins Haus ihrer Schwiegereltern ziehen.

Die junge Generation verdient im besten Fall ihr eigenes Geld und sorgt für den gesamten Familienverband. Dazu gehört manchmal auch, sich etwas Luxus – wie Fenster – zu gönnen.

Möglicherweise sind die Fenster die Augen eines Hauses, mit denen es die Welt betrachtet. Und die Tür das Herz, wodurch erst Leben ins Haus einkehren kann.

Was würden uns wohl Häuser erzählen, die mit stillen Augen die Geschehnisse „draußen“ beobachten? Und was würden uns Häuser über ihre Bewohner berichten, von denen Viele immer unglücklicher und einsamer werden?

Vielleicht würden sich Häuser wünschen, dass wir Mauern und Gegensätze, Missverständnisse und Neid, Streit und Hektik dem Erdboden gleich machen und statt dessen ein neues, fröhliches und offenherziges Miteinander entstehen lassen. Farben als Ausdruck der Lebensfreude. Blumen als Zeichen der Wertschätzung des Augenblicks. Liebe als Form des Gemeinsamkeit.