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mit dem ersten Augenaufschlag zeigt er sich mir: ein wundervoller neuer Tag, wie er schöner nicht sein könnte: tiefblauer Himmel, strahlendster Sonnenschein und selbst die Tierwelt hat sich bereits zu einer einzigartigen Akustik zusammengefunden.

Wie ich diese Geräuschkulisse liebgewonnen habe: Affen, Streifenhörnchen, Vögel und unzählige Insektenarten erzählen sich gegenseitig und der Welt interessante Geschichten.

Kräutersuppe, roter Reis und Früchte

stehen auch heute wieder am Frühstückstisch und machen mich fit für den Tag. Meine Entscheidung ist längst gefallen – heute geht`s per Rad zum Kandevihara Tempel. Bisher bin ich immer mit dem TukTuk hingebracht worden, doch irgendwer wird mir den Weg schon weisen.

Wer von den Singhalesen etwas auf sich hält,

fährt auf sog. „short cuts“. Damit gemeint sind Abkürzungen, die meist fernab von den Hauptstraßen durch das Gewirr der in sich verschlungenen Seitenwege führen. Ich bin mir sicher, dass es sich bei den short cuts nicht zwangsläufig um kürzere Strecken handelt. Meinem Empfinden nach macht es den Singhalesen vielmehr Spaß, mit ihren Fahrrädern, Mofas und TukTuks ungeniert über die grünen und kurvenreichen Dschungelwege zu düsen, die weitaus seltener von der Polizei überwacht werden.

Ich bin tatsächlich begeistert, fernab von der Hauptstraße auf Seitenwegen zum Kandevihara Tempel zu radeln

Was es hier alles zu sehen gibt: Palmen, Bananenbäume, bunte Häuser, blühende Sträucher, lachende Kinder und bunte Wäsche, die manchmal an der Leine, meist aber über Hausmauern und Gartenzäunen gelegt in der Sonne trocknet. Man könnte meinen, dass es im Landesinneren überall gleich aussieht. Möglicherweise tut es das auch – zumindest wirken diese short cuts sehr ähnlich. Da ich Sri Lanka über alles liebe und mich dort sehr, sehr wohl fühle, nehme ich mit all meinen Sinnen selbst die kleinsten Unterschiede wahr; die möglicherweise für manch Anderen unbemerkt bleiben. Für mich hat sogar jedes sog. „village“ einen eigenen Charakter.

Nach ca. 30 Min. schweißtreibender Radfahrt erreiche ich den Tempel

Einem freundlich lächelnden security man (der viel eher mein Geld als mich persönlich meint 😉) drücke ich 200 Rupees in die Hand und weiß nun mein Rad unter bester Aufsicht.

Heute entscheide ich mich für die Stufen,

die neben dem recht steilen Weg die zweite Möglichkeit bieten, die Tempelanlage auf der Anhöhe zu erreichen. Vor der ersten Stufe liegt eine riesige halbkreisförmige Steinplatte, deren Verzierungen und Muster per Hand hinein gearbeitet wurden und allesamt bestimmte (meist religiöse) Bedeutungen haben.

Oben angekommen muss ich mir zuerst meine Schuhe ausziehen

Wie so oft ist es auch heute für eine Ungeübte wie mich alles andere als leicht, mich auf den brennheißen Steinen zu bewegen. Wirklich kaum auszuhalten ist es am Fliesenboden, auf dem man rund um eine riesige Buddha Statue
gehen kann. Und selbst hier gehen die Singhalesen barfüßig in aller Ruhe – sie sind es gewohnt.

Zum Fuße dieses großen Buddhas werden laufend Blüten und kleine Opfergaben wie Reis und Obst nieder gelegt

Ein wunderschönes Blumenmeer, das sich prächtig in den unterschiedlichsten Farben zeigt. Auf Zehenspitzen unterwegs tapse ich möglichst schnell weiter, um irgendwo ein Fleckchen Schatten zu erreichen.
Geschafft. Durchatmen.

Im hinteren Teil der Tempelanlage befindet sich ein großer Ständer aus Gußeisen für Opferlichter

Auf Sri Lanka geschieht dies mit einem Öl, das in eine kleine Tonschale gegossen und ein Baumwollfaden als Docht hineingelegt und angezündet wird. Dementsprechend liegen dort schwere Gerüche, Ruß und Rauch in der Luft, manchmal kann es auch richtig qualmen. Letzteres ist aber nicht so schlimm, da sich gleich neben den Öllämpchen ein riesiger Steintopf gefüllt mit Sand befindet, in dem hunderte von Räucherstäbchen stecken – ebenfalls Opfergaben zu Ehren Buddhas.

Trotz der Atemnot, die man dort für einen Moment bekommen kann, liebe ich diesen Platz

Der Glanz und Schein der Flammen, die fein aufsteigenden Rauchsäulen der Räucherstäbchen…. alles zusammen empfinde ich als eine ganz besondere, kraftvolle, beinahe mystische Stimmung.

Das ist für mich immer der Abschluss meines Tempelrundganges. Danach geht`s wieder zurück zu meinem security man, der mir lächelnd mein Rad überreicht. Und dieses Lächeln gilt nun tatsächlich mir.

Kandevihara Tempel innen
Kandevihara Tempel