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man ihn nicht, findet man ihn nicht. Das gilt für so manche Plätze, wo man die tollsten Dinge entdecken und kaufen kann. Dabei handelt es sich aber um keine „insider-tips“ (nach unserem deutschsprachigen Verständnis).

Vielmehr ist auch die Tatsache „typisch singhalesisch“, dass vorallem in den ländlichen Gegenden Einkaufsmöglichkeiten in den hintersten (und landschaftlich herrlichsten) Winkerln zu finden sind.

Ebensolches gilt auch für meinen „spicy man“

Allein der Weg zu ihm ist ein kleines Abenteuer. Von einer eher unbedeutenden schmalen Strasse gabelt sich ein steiler, noch schmalerer Weg, der zu Beginn niemals erahnen lässt, wohin er führt.
Man würde ihn wohl auch wegen seiner beachtlichen Steigung nicht einfach so just for fun einschlagen.

Die ersten Meter hinter sich gelassen,

erreicht man eine Linkskurve, die mit einem Mal die Landschaft in eine ganz besonders entzückende verwandelt.
Ein Häuschen hier, ein Gärtchen da. Ein Sportplatz, wo vorallem Volleyball gespielt wird – eine bei der singhalesischen Jugend besonders beliebte Freizeitbeschäftigung. Diese Idylle ist zusätzlich noch rundherum von unendlich viel Grün umrahmt. Eine kleine Oase, die auf mich jedes mal aufs Neue als Kraftspender wirkt

Und schon bin ich da. Und schon lächelt er mir wortlos entgegen;

seine tiefbraunen funkelnden Augen schenken mir zusätzliche Herzlichkeit. Ich weiß trotz zahlreicher Besuche seinen Namen nicht. Für mich ist er liebevoll der „spicy man“. Der Mann meines absoluten Vertrauens, bei dem ich Gewürze der besten (und ursprünglichsten) Qualität bekomme.

Ein Besuch bei ihm ist für mich Einkaufserlebnis pur

Der „shop“ gleicht vielmehr einer Garage, in der unmittelbar neben dem Verkaufsbereich die Produktion stattfindet. Ich kann tatsächlich nicht sagen, aus welchem Jahrhundert die heute noch verwendeten (und funktionierenden !) Geräte und Maschinen stammen. Werden gerade Zimtstangen geschnitten und zu Pulver vermahlen, steigen mir unvergessliche Aromen in meine sonnengebräunte Nase. Wie ich diese Gerüche, diese Momente, diese besonderen Erlebnisse liebe ! Dasselbe gilt für das frisch gepresste Kokosöl – die Nüsse hierzu werden in der Vorbereitung neben dem Haus auf Jutesäcken am Boden ausgelegt und einige Tage lang in der Sonne getrocknet.

Ich mag es ganz besonders, hier sozusagen auf kleinstem Raum die gesamte Produktionskette überblicken zu können

Vom Roh- bis zum Endprodukt. Dazu gehört auch ein liebevoll angelegter und sehr gepflegter Kräutergarten, in dem die Zimtstangen, Curry leaves, Chilly, Cardamom, Pfeffer & Co angebaut werden. Die Frau „spicy man“, also die „spicy lady“ ist auch meist vor Ort. Beobachte ich sie, wie sie gemeinsam mit ihrem Mann ihr business betreibt, spüre ich tiefe Berührung bei jedem ihrer Handgriffe.

Eine sorgsam plastik-folierte Preisliste wird dem Kunden zur Gewürzauswahl vorgelegt

Die entsprechenden Dosen werden dem Regal entnommen, die Gewürze abgewogen. Die Digitalanzeige ist für den Kunden gut sichtbar und weist immer einige Gramm mehr auf… Das Päckchen wird aromaversiegelt, eine „Rechnung“ wird geschrieben… alles hoch offiziell ….

In der Produktion arbeitet ein Herr, der mich während meiner ersten Besuche immer sehr grimmig und mit strengen Blicken beobachtet hat.

Kein Lächeln, kein Gruß. Rein gar nichts. Zu ihm bin ich immer besonders freundlich und schenke ihm mein herzlichstes Lächeln. Bis eines Tages das Eis zwischen uns (aus welchen „Gründen“ auch immer) gebrochen war und sich seine Mundwinkel bei meinem Anblick nach oben bewegten. Seit diesem Tage ist er der Erste, der mich anlächelt und mir manchmal sogar mit einer äußerst zaghaften Handbewegung zuwinkt. Kaum erkennbar, doch darin legt er all seine Sympathie für mich, die ich mit meinem Herzen sehr dankbar annehme.