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während meiner zweiten Sri Lanka-Reise, habe ich einen netten jungen Mann namens Susil kennengelernt.

Ich ging damals spazieren und war auf der Suche nach einem bestimmten Tempel.

Der, wie sich später heraus stellte, ziemlich versteckt liegt.
Susil bot mir seine Hilfe an; natürlich kannte er den Tempel und auch den Weg dorthin.

Von diesem Tage an verbrachten wir immer wieder Zeit miteinander.

Susil ist praktizierender Buddhist; er hat mir viele Inhalte seiner Religion näher gebracht. Ebenso, was der Buddhismus für ihn persönlich bedeutet; wie er sein Leben danach gestaltet…
Die Zeit mit Susil und all das, was ich von ihm lernen und erfahren durfte, schätze ich noch heute.

So kam es, dass mich Susil eines Tages zu sich nach Hause einlud.

Er stellte mich seiner Mutter und allen anderen Familienmitgliedern vor, mit denen er damals gemeinsam unter einem Dach wohnte.

Eines weiteren Tages später stand Susil mit seinem Motorrad in der Einfahrt des Hotels, in dem ich wohnte.

Es war eine Überraschung!
Susil wollte mich abholen und mir die weitläufige Gegend zeigen – wozu ich mich gerne „überreden“ ließ.

Wir fuhren auf dem bike kreuz und quer; auf teilweise so versteckten Wegen, die ich allein wohl nie entdeckt hätte. Die Pfade waren manchmal so schmal, dass ich im Vorbeifahren die üppige Natur aus nächster Nähe sehen konnte.
Dann wiederum weitete sich die Umgebung und ein wunderschöner Seitenarm des Bentota Flusses kam zum Vorschein.

Am Nachmittag überkam uns der Hunger.

Nach einem kurzen Zwischenstop bei einem nächst gelegenen Supermarkt suchten wir uns am Strand ein lauschiges Plätzchen. Einfach herrlich, sich bei Meeresrauschen (und dies deutlich lauter als nur „im Hintergrund“…) verschiedene Köstlichkeiten schmecken zu lassen.

Am Retourweg kamen wir bei Susil`s Haus vorbei.

Ich bat ihn anzuhalten, weil ich seiner Mutter einen schönen Tag wünschen (und mir meine Hände waschen) wollte.

Als ich Susil nach einer Waschgelegenheit fragte, erfuhr ich, dass die Familie seit Monaten kein fließendes Wasser mehr hatte. Stattdessen mussten sie es zu Fuß mit Kanistern aus dem Dorf holen.

Der Grund war (wie sich später heraus stellte) eine kaputte Wasserpumpe,…

die innerhalb weniger Stunden in einer Werkstätte repariert werden konnte.

Die erste Dusche unter fließendem Kaltwasser feierte die Familie wie einen Feiertag.

Kurz darauf ergab sich die Gelgenheit, den Tag bei einem gemeinsamen Strandspaziergang ausklingen zu lassen.

Ich erinnere mich noch genau: es war ein besonders schwüler Tag, an dem die Moskitos äußerst zahlreich unterwegs waren. Sogar am Strand waren sie – für meine Empfindung – ziemlich lästig.
Ich kann auch behaupten, dass sie mich damals regelrecht genervt haben; was ich auch Susil gegenüber klar kommunizierte.

Susil blickte mich strahlend an und sagte, dass er sehr froh sei, die Moskitos und deren Stiche zu spüren. Denn so weiß er, dass er lebt.

Ich war in diesem Moment zutiefst beschämt…

Ich weiß nicht mehr, wie oft wir an diesem Spätnachmittag/ Abend den Strand auf und ab gingen.

Susil erzählte. Ich schwieg

Er sprach von seiner Liebe zu allem Leben. Von der Wertschätzung, mit der er jedem Menschen, jedem Tier und allem Sein begegnet. Und auch darüber, dass für ihn Nichts selbstverständlich ist.

An diesem Abend hat sich meine Haltung dem Leben und der universellen Liebe gegenüber tiefgreifend verändert.

Kurz bevor ich nach Hause flog, beschlossen Susil und ich, uns ein Tattoo stechen zu lassen. Ein Tattoo, das uns immer und überall an die Bedeutsamkeit der „Liebe zum Leben“ erinnern möge