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wegen überaus beeindruckenden Wetterkapriolen verschoben, ist es heute endlich soweit. Ich bin in besonders freudiger Erwartung und will mich gebührend darauf vorbereiten.

Das Packen meines Rucksackes ist schon Routine – eine große Wasserflasche, Geld, handy, Notizblock mit Stift und ein kleines Frotteetuch kommen hinein. Letzteres ist besonders wichtig, denn bei bis zu 90 % Luftfeuchtigkeit kommt man selbst bei geringsten Bewegungen ins Schwitzen.

Achja – die Sonnenbrille darf auch nicht fehlen,

doch diese kommt am besten gleich direkt auf meine Nase. So – von mir aus kann es losgehen, I`m ready to go. Mein bestelltes TukTuk steht schon bereit. Einsteigen. Abfahrt.

Das TukTuk schlängelt sich über die mir schon so vertraute Hauptstraße,

bis mein Fahrer ohne jede Vorwarnung mit vollem Tempo rechts in eine verträumte Seitengasse einbiegt. Und wieder ein sog. „short cut“, der mich „auf kürzestem Weg“ an mein Ziel bringen soll. Für mich bedeutungslos, ob es sich tatsächlich um eine Abkürzung handelt oder der Fahrer einfach nur Spaß dran hat, mich auf der rückwärtigen Sitzbank gehörig ins Schleudern zu bringen. Ich genieße es wie immer, mir unbekannte Gegenden kennen zu lernen.

Angekommen. Kaum hält das TukTuk an, kommt schon ein strahlend lächelnder Singhalese auf mich zu und streckt mir seine Hand entgegen.

Die im Tourismus arbeitenden Einheimischen wissen wohl, dass wir Europäer uns per Handschlag begrüßen,
was unter den Bewohnern von Sri Lanka natürlich keineswegs üblich ist. So empfinde ich es umso mehr als herzliche Geste der Höflichkeit, so empfangen zu werden.

Ein paar nette Worte small talk werden gewechselt,

während wir zum Steg gehen, wo ein türkisblaues Boot auf mich wartet. Aufgeregt schauckelnd nimmt es mich auf. Die Freude ist ganz meinerseits, denn schließlich werde ich die nächsten 90 Minuten auf dem Bentota Fluss verbringen. Ich habe diese Rivertour so geplant, dass mich ihr Ende in den Sonnenuntergang bringt. Wenn schon, denn schon !

Kaum ist der Motor angeworfen, zeigen sich schon die ersten schäumenden Wellen, die das Boot auf der Wasseroberfläche hinterlässt.

Ich genieße die Sonne – meine Brille habe ich ja passend griffbereit in weiser Vorausschau auf meiner Nase geparkt -, die durch den Fahrtwind gut erträglich auf mich herab scheint und bin von der Weite des Flusses un der magischen Stille hier beeindruckt.

Manche Abschnitte des Bentota verlieren sich in Windungen und Seitenarmen.

Hier ein riesiger Fels, der aus dem Wasser herausragt und auf dem allerlei Vögel genüssliche Nachmittagsrast abhalten. Dort ein kleiner Mangrovenwald, der jedoch nicht befahrbar ist. So gestaltet sich meine erste Rivertour wirklich sehr abwechslungsreich und beeindruckend.

Plötzlich stoppt mein Fahrer den Motor und lenkt das Boot cm-genau zwischen Schilfbüschen hindurch.

Ich bestaune die Präzision, mit der er das schwimmende, türkisblaue Gefährt unter Kontrolle hat. Und da zeigen sie sich – wunderschöne dunkelviolette Seerosen, die mir ihre weit geöffneten Blütenköpfe samt dem grell leuchtend gelben Kern entgegen strecken.

Dieser Bereich scheint tatsächlich ein insider-Tipp zu sein, an den man nicht so zufällig mal vorbei kommt.

Mein Fahrer beugt sich spontan aus dem Boot, aber so weit, dass ich uns beide schon ausgekippt im Wasser sehe. An sich nicht schlimm, sich im kühleren Nass zu erfrischen, aber im Bentota Fluss gibt es Krokodile –
also von daher … Und schon streckt er mir charmant eine wunderschöne waterlily entgegen.

Im selben Augenblick fordert er mich auf, mich zu ihm auf das schmale Holzbrett am zulaufenden Spitz des Bootes zu setzen und das Steuer zu übernehmen.

Ja klar, mach ich. Und es macht mir Spaß. So legen wir die nächsten Meter eher in Zick-Zack-Linien zurück. Gar nicht so einfach, direkten und vor allem geraden Kurs zu halten…. Bald darauf übernimmt er wieder die Führung.
Umso mehr, weil es nun ab in die Mangroven geht. Unter „Mangroven“ versteht man ein Ökosystem, das aus salztoleranten Mangrovenbäumen an tropischen Küsten mit Wassertemperaturen über 20 Grad gebildet wird. Ich blicke mich um und fühle mich wie in einer mystischen Märchenwelt, die in einem etwas dumpfen grünlichen Licht erscheint. Aus der Oberfläche des Flusses ragen die Spitzen von Wasserwurzeln, die früher geschnitten, getrocknet, zurecht geschnitzt und als Flaschenkorken verwendet wurden.

Am Rande der Mangrovenwälder und innen drinnen sehe ich erstmals Tiere in freier Wildbahn, die ich bisher nur von Bildern beziehungsweise max. aus dem Tiergarten kenne.

Schlangen, Eisvögel, Chamäleon, Eulen, Varane, Krokodile, Affen… Zugegeben – ich bin alles andere als ein Tierfreund, aber solch edle Schönheiten aus unmittelbarer Nähe mit meinen Augen betrachten zu können,
das ist schon imposant und ein besonderes Erlebnis. Hätte mich mein Begleiter nicht direkt auf das eine oder andere Tier aufmerksam gemacht, ich hätte wohl Vieles übersehen. Besonders Schlangen sind vom braunen Geäst kaum zu unterscheiden und gehen in der Dichte der saftig grünen Blätter leicht unter. In Folge bin ich oftmals mit dem Boot am Fluss unterwegs gewesen und habe mit der Zeit einen guten Blick dafür entwickelt, wie ich die Tiere entdecken kann und wo sie sich mit Vorliebe aufhalten. Nicht nur der Mensch ist ein Gewohnheitstier… 😉.

Wirklich begeistert von diesen intensiven Erlebnissen steuert mein Fahrer unser Boot wieder hinaus auf den offenen Fluss – dem Sonnenuntergang direkt entgegen.

Die Sonne ist bestimmt mein beliebtestes Fotomotiv, das ich schon unzählige Male festgehalten habe. Egal ob Auf- oder Untergang….. immer zeigt mir die Natur auf der himmlischen Leinwand ein anderes Schauspiel, das sich in ihrer Schönheit mit Nichts vergleichen lässt.
Diese unvergesslichen Anblicke genieße ich stets in Stille und Demut, denn in diesen Momenten geschieht etwas ganz Großes. Und ich weiß mit Sicherheit, dass dieser Kreislauf niemals endet.