Seite wählen

verabrede mich mit meinem Bekannten Susil, um per Motorrad die weitere Umgebung von Bentota zu erkunden.
Ich bitte ihn, mir etwas richtig Cooles zu zeigen.
So etwas wie einen echten Insider-Tip…

Susil grinst, weist mir mit einer Handbewegung meinen Platz hinter ihm am bike zu und startet mit einem fröhlichen „Are you ready?“ los, ohne meine Antwort abzuwarten.

Und wie ready ich bin 😊

Ich liebe es auch nach vielen und langen Sri Lanka Aufenthalten immer wieder aufs Neue, am bike durchs Landesinnere zu fahren.
Auf schmalen Wegen, auf denen man links und rechts von einer unvorstellbaren natürlichen Ursprünglichkeit umgeben ist.

Noch nie zuvor habe ich so viele Grün-Nuancen entdecken können, die tatsächlich all meine Sinne erfreuen und zutiefst beeindrucken.
Palmen, Bananenstauden, Mangobäume, Teeplantagen, Wiesen und Sträucher –
Eines geht ins Andere über und schenkt mir unvergleichliche Impressionen, die für ewig in meiner Erinnerung und in meinem Herzen bleiben.

Per Fähre überqueren wir einen Fluss, um dann nach wenigen Minuten unser Ziel zu erreichen: den Pahuru Kanda Tempel.
Noch ahne ich nicht, welch besonderer Zugangsweg mich zu diesem (angeblich) über 4000 Jahre alten Tempel erwartet…

Er beginnt recht gemütlich (was auch immer man sich darunter bei ca. 35 Grad und etwa 80% Luftfeuchtigkeit vorstellen mag); doch bald ist mir klar, dass es kein Spaziergang wird. Und diese Ernüchterung wird durch einen Blick auf meine Flip Flops noch verstärkt – eindeutig unpassende Schuhauswahl getroffen.

Jede einzelne, beim Aufstieg geopferte Schweißperle wird x-fach durch den atemberaubend schönen Ausblick belohnt.
Ich liebe diese Weite, diese Stille.
Letztere wird einzig durch den besonderen Klang der Naturgeräusche minimiert.
Affen, Vögel, Streifenhörnchen und Insekten vereinen sich zu einem nie zuvor gehörten Chor.
Dieser kann richtig laut werden.
Lässt man sich auf seine spezielle Energie ein, kommt man Sri Lanka ein bedeutsames Stück näher und kann diese herrliche Insel in seiner einmaligen Erscheinung noch intensiver spüren.

Auf dem immer steiler werdenden Aufstieg zum Tempel begegnet mir ein weiteres Kuriosum. Eine für uns Europäer „logische Sinnlosigkeit“.
Der Zugang zu einer ziemlich „frei schwebende“ Felsplatte am Wegesrand ist durch eine Schnur „abgesperrt“ und von einigen Ästen und Zweigen „gestützt“.

Ich habe es mir angewöhnt, solche Erlebnisse kommentarlos (aber zugegeben mit einer kleinen Portion Heiterkeit) zur Kenntnis zu nehmen. Immer wieder eine wertvolle Übung, als möglichst stiller Beobachter (anstatt als lauter Besserwisser) durchs Leben zu gehen.

Plötzlich tun sich riesige spiegelglatte Felsbrocken vor uns auf.
Die einzige Kletterhilfe bietet ein ziemlich wackeliges, lockeres Eisengeländer, an dem wir uns mit entsprechender Muskelkraft hochziehen können.
Wie ich diese Teilstrecke am Retourweg bewältigen werde, überlege ich mir zu diesem Zeitpunkt besser noch nicht…

Endlich angekommen erwartet uns eine sehr kleine Tempelanlage.
Ich wünschte, ich könnte die Sprache der Steine verstehen, aus denen alles hier erbaut wurde und die bestimmt faszinierende Geschichten erzählen.

In dieser Abgeschiedenheit lebt ein Mönch, der mit großer Aufmerksamkeit die Aufsicht und Obacht inne hat.
Besonders, wenn es um die Geldbörse europ. Touristen geht.

Nach wenigen Minuten small talk (der Mönch spricht ein sehr langsames und klar verständliches Englisch) scheint es für den zierlichen Mann genug zu sein.
Wir werden höflich aber bestimmt verabschiedet – wohl weislich kurz nachdem er meine monitäre Spende entgegen genommen hat. Wir besichtigen noch den Rest der Tempelanlage.

Die Bedeutung vertrockneter Blätter

Susil zeigt mir voller Stolz einen mehr als mann-hohen Felsen, auf dem der Fußabdruck Buddhas (nicht recherchiert) zu sehen ist.
Mit großer Hingabe und Genauigkeit entfernt Susil die sich darin gesammelten vertrockneten Blätter.

Diese liebevolle Geste gehört zu einer der vielen Erfahrungen der Art, die ich auf Sri Lanka immer wieder mache –
die Menschen auf Sri Lanka sind größtenteils an ein hartes, unbequemes Leben gewöhnt, das sie oft mit außerordentlichen Herausforderungen konfrontiert.
Doch einen Aspekt haben sie dennoch (gerade deswegen?) jederzeit parat –
eine grenzenlose Zärtlichkeit und Feinfühligkeit, wenn es um „ihren Gott“ geht.

(Anm: auf Sri Lanka sind neben dem Buddhismus auch das Christentum, der Hinduismus und der Islam vertreten – in alphabetischer Reihenfolge)