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war schon eine Zeit lang auf Sri Lanka, als mich eines Tages einer der Hotelangestellten (also quasi ein Arbeitskollege) überraschte….

An diesem Vormittag standen mehrere administrative Arbeiten auf meiner Agenda

Ich saß mit meinem Notebook am Swimming Pool, meine Beine suchten Abkühlung im selbigen. Mit diesem wunderschönen Blick auf den Bentota Fluss war es ein Leichtes, „outdoor“ Büroarbeit zu erledigen. Ich war ziemlich konzentriert und habe daher die herannahenden Schritte von Rashan nicht gehört. Zumal wir ja alle barfuß gingen und das weiche Gras ohnehin jede kleine Bewegung geräuschlos aufnahm.

Irgendwann habe ich dann doch gespürt, dass wer hinter mir ist

Ich drehte mich um und blickte in sein grinsendes Gesicht. Dunkelbraune Augen, pechschwarze Haare, makellos weiße Zähne und ein verschmitztes Lächeln, das definitiv „Etwas“ ankündigte.

„Aber was?“ – das war die Frage.

Nicht nur in Situationen wie dieser sind die Singhalesen oft und gerne wie Kinder. Sie lieben es, aus „kleinen Momenten große Auftritte“ zu machen….; Dinge aufzubauschen…..; ihr oftmals verspieltes Gemüt zur Gänze auszukosten. Allmählich gewöhnte ich mich an diese Spielerei. Und nachdem auf Sri Lanka sehr selten Grund zur Eile besteht (zumindest keiner, der von den Einheimischen als solcher empfunden wird ?? ), spielte es für mich auch keine Rolle, ob ich gleich oder erst in fünf Minuten erfahre, was genau Rashan nun wieder im Schilde führt.

Sofort war klar,

dass Rashan irgendetwas vor mir versteckt hielt, weil seine beiden Hände hinter seinem Rücken verborgen waren. Wie gesagt – ich hatte Zeit. Und es war (wie jedes mal ??) auch nun wieder die Frage, wer mehr Geduld bewies. So grinste ich wortlos zurück und wartete… Nach einer gefühlten Ewigkeit lüftete Rashan sein Geheimnis und streckte mir seine Arme entgegen. Seine Handflächen waren zu einer Schale geformt, darin lag das Schönste, das ich mir in diesem Moment hätte vorstellen können.

Im ersten Moment wusste ich überhaupt nicht, was es war. Ich war einfach sprachlos. Selbst, wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre, hätte mir diese Schönheit für einen Moment meinen Atem genommen. Rashan schenkte mir eine Blüte. Ich war so überwältigt von dieser exotischen Besonderheit… und gleichzeitig auch überrrascht, weil ich sie bisher noch nirgendwo gesehen habe. Daher meine sofortige Frage „what`s that?“.

Unbeschreiblich schöne Farben, unzählige Nuancen von Orange, Korall und Rosa laufen fließend ineinander über

Der gelb-rosa-färbige „Blütenstempel“…. auch dafür finde ich keine Worte. Die Unterseite der Blüte ist gelb, mit pinkfärbigen Farbtupfern in der Mitte. Eine weiteres außergewöhnliches Detail ist die Beschaffenheit der Blütenblätter, die recht dick sind und beinahe „leder-artig“ wirken.

Rashan erklärte mir, dass ganz in der Nähe unseres Hotel Resorts ein Baum steht, der diese Blüten trägt. Ich ließ mir die Stelle genau erklären; diesen Baum musste ich unbedingt sehen.

Einige Tage später,

es war nach einem heftigen Wolkenbruch, ging ich raus zum Fotografieren und habe den Baum tatsächlich gefunden. Er ist riesengroß, komplett unscheinbar und „versteckt“ sich regelrecht in der üppigen Vegetation. Wären da nicht diese traumhaft schönen Blüten. Für mich sind sie deswegen bis dahin völlig unauffällig geblieben, weil sie erst ab einer Bodenhöhe von ca. 2m an den Zwiegen zu finden sind.

Bedingt durch den starken Regen

sind einige Blüten abgefallen und haben sich am Boden in ihre Bestandteile aufgelöst. Doch selbst in diesem „zerstörten Zustand“ konnte ich meinen Blick nicht von ihnen abwenden. Ich war so fasziniert….

Couroupita guianensis

Ich habe mich erkundigt und dann erfahren, dass es sich um den Kanonenkugelbaum handelt.

Diese Blüte hat einen Durchmesser von ca. 15cm und ist wirklich sehr stabil. Umso weniger ist es vorstellbar, dass diese Blüte ausnahmslos nur einen einzigen Tag lang in ihrer vollen Pracht erscheint. Am nächsten Tag ist sie zerfallen. Wie von Zauberhand zerteilt – das ist ihr Schicksal, welches ich selbst oftmals beobachtet habe. Ich denke immer wieder an diesen unauffälligen Baum und an dieses außergewöhnliche Wunder der Natur. Das es im selben Augenblick zu genießen gilt, in dem man es zu Gesicht bekommt.

Die Wahrnehmung des Moments. Nicht später. Nicht irgendwann. Denn morgen ist es nicht mehr da.